Marion Haase (Vorsitzende der FSHD-Diagnosegruppe), Dr. Edyta Blasczcyk (1. Preisträgerin), Benjamin Bechtle (Vorstandsmitglied DGM), Dr. Stefanie Meyer (2. Preisträgerin)

Ausgezeichnete ECRC-Kardiologinnen

Bei Muskeldystrophien kann sich auch die Leistung des Herzens verschlechtern. Für eine Studie zu einer solchen Herzbeteiligung hat die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V. die ECRC-Forscherinnen Jeanette Schulz-Menger und Edyta Blaszczyk mit dem Ulrich-Brodeßer-FSHD-Preis 2022 ausgezeichnet.

Die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V. (DGM) hat Professorin Jeanette Schulz-Menger und Dr. Edyta Blaszczyk gemeinsam mit dem Ulrich-Brodeßer-FSHD-Preis 2022 ausgezeichnet. Die beiden Kardiologinnen vom Experimental and Clinical Research Center (ECRC) werden damit für ihre Studie zur Herzbeteiligung bei der seltenen neuromuskulären Erkrankung Fazio-Skapulo-Humerale Muskeldystrophie (FSHD) geehrt. Der mit 10.000 Euro dotierte erste Preis wurde während des FSHD-Patiententages am 26. März 2022 in Pforzheim verliehen.

Marion Haase (Vorsitzende der FSHD-Diagnosegruppe), Dr. Edyta Blasczcyk (1. Preisträgerin), Benjamin Bechtle (Vorstandsmitglied DGM), Dr. Stefanie Meyer (2. Preisträgerin) – v.l.n.r. 

Jeanette Schulz-Menger

Schulz-Menger leitet die Hochschulambulanz für Kardiologie und die Arbeitsgruppe Kardiale Magnetresonanztomographie (MRT) am ECRC, einer gemeinsamen Einrichtung der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC). In der Hochschulambulanz arbeitet auch Dr. Blaszczyk als Fachärztin für Kardiologie. Ein Forschungsschwerpunkt des Teams ist die Detektion und Differenzierung von Herzmuskelveränderungen bei unterschiedlichen Systemerkrankungen mittels Kardiovaskulärer MRT. Gemeinsam erforschen die Preisträgerinnen die Beteiligung des Herzens bei der Muskelerkrankung FSHD. Sie kooperieren eng mit der Arbeitsgruppe von Professorin Simone Spuler, die sich der FSHD von neurologischer Seite widmet. Das erlaubt eine personalisierte Betreuung der Betroffenen und einen raschen Erkenntnisgewinn.

Im Mittelpunkt der prämierten Arbeit steht die Detektion von Herzmuskelschäden bei Patientinnen und Patienten mit FSHD und anderen vererbbaren Muskeldystrophien. Dazu gehören regionale Fetteinlagerungen und Narbenbildung. 

Ab wann ist ein Herzschrittmacher nötig?

MRT-Aufnahmen zeigen die Veränderungen am Herzen wie zum Beispiel Fetteinlagerungen (eingekreist)

Jeanette Schulz-Menger hat den Ulrich-Brodeßer-FSHD-Preis bereits zum zweiten Mal erhalten. In der 2018 ausgezeichneten Arbeit konnten Veränderungen des Herzens bei etwa einem Viertel der Patientinnen und Patienten mit FSHD aufgezeigt werden. In den folgenden Jahren wurden sie sorgfältig nachuntersucht, um die Bedeutung der Veränderungen besser zu verstehen. Während dieses kurzen Zeitraums seit 2018 konnte das Team nicht nur zeigen, dass sich die Leistung des Herzens verschlechtert, sondern dass insbesondere die fettigen oder narbigen Umbauten des Herzens mit der Entwicklung von Herzrhythmus- und Leistungsveränderungen in Zusammenhang stehen. Durch den Einsatz der Herz-MRT kann nun bei verschiedenen Muskeldystrophien besser individuell beurteilt werden, wann der richtige Zeitpunkt für die Implantation eines Herzschrittmachers oder Defibrillators bei den häufig noch sehr jungen Patientinnen und Patienten ist. Die Förderung durch den Preis soll helfen, diese Ansätze zu beflügeln.

Die DGM ist die größte und älteste deutsche Selbsthilfeorganisation für Menschen mit neuromuskulären Erkrankungen. Der Ulrich-Brodeßer-FSHD-Preis wurde von dem im Jahre 2017 verstorbenen DGM-Mitglied Ulrich Brodeßer gestiftet und dient der Förderung der Forschung auf dem Gebiet der FSHD. Seit 2018 wird der Preis in zwei Stufen vergeben, um herausragende Publikationen oder Forschungsprojekte der zurückliegenden zwei Jahre zu würdigen. 

Text: Charité

Weiterführende Informationen

Literatur

Edyta Blaszczyk et al. (2021): „Progressive myocardial injury in myotonic dystrophy type II and facioscapulohumeral muscular dystrophy 1: a cardiovascular magnetic resonance follow-up study“. In: Journal of Cardiovascular Magnetic Resonance. DOI: 10.1186/s12968-021-00812-6.