Fünf wichtige Köpfe für Berlin
Jahr für Jahr kürt ein Redaktionsteam des Berliner „Tagesspiegels“ 100 Forschende, die die Wissenschaft in der Metropolregion nach Ansicht des Gremiums besonders geprägt haben. Die Anerkennung ist in sechs Sparten untergliedert. Im Bereich „Medizin & Gesundheit“ stehen diesmal vier Forschende des Max Delbrück Center mit auf der Liste: Professorin Simone Spuler, Dr. Clara Vázquez García, Professor Thoralf Niendorf und Professor Gabriele Schiattarella. Professorin Ana Pombo überzeugte in der Sparte „Sie schwimmen gegen den Strom“.
Simone Spuler
Simone Spuler, die Leiterin der Arbeitsgruppe „Myologie“ am Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung von Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max Delbrück Center, wird für ihre Forschung gewürdigt, mit der sie neue Therapien gegen erblichen Muskelschwund entwickelt. Erste Patientenstudien, bei denen Fehler im Erbgut mithilfe der Genschere CRISPR/Cas9 repariert werden sollen, sind – nach ermutigenden Ergebnissen im Tiermodell – zurzeit in Planung.
Clara Vázquez García
Clara Vázquez García aus der Arbeitsgruppe „Immunmechanismen und humane Antikörper“ von Professorin Kathrin de la Rosa erhält die Auszeichnung für ihre Arbeit an einem breit einsetzbaren Bluttest, der in Immunzellen bestimmte genetische Merkmale – vor allem zur Reparatur von DNA-Brüchen – aufspürt. Der Test dient der Früherkennung eines erhöhten Risikos für Immundefekte oder Krebs und soll eine stärker personalisierte Vorsorge ermöglichen.
Keine Scheu vor Gegenwind
Thoralf Niendorf
Thoralf Niendorf, der Leiter der Arbeitsgruppe „Experimentelle Ultrahochfeld-MR“ am Max Delbrück Center wird für seine Bemühungen ausgezeichnet, die im MRT entstehende Wärme – die eigentlich als unerwünschte Begleiterscheinung des bildgebenden Verfahrens gilt – zu nutzen, um Hirntumore gezielt zu zerstören. Seine Methode, die auch vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem Zuschuss von 150.000 Euro gefördert wird, wäre deutlich schonender als eine Operation oder Laserablation, die derzeit zum Einsatz kommen.
Gabriele Schiattarella
Gabriele Schiattarella leitet am Max Delbrück Center die Arbeitsgruppe „Translationale Ansätze bei Herzinsuffizienz und kardiometabolischen Erkrankungen“ und erforscht gemeinsam mit seinem Team die Ursachen unterschiedlicher Formen der Herzschwäche und anderer Erkrankungen, die das Herz und den Stoffwechsel betreffen – mit dem Ziel, neue Therapien gegen diese Volksleiden zu entwickeln. Für seine Arbeit ist der Wissenschaftler, der seit März auch eine Professur für Kardiometabolische Erkrankungen am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) besitzt, bereits mehrfach ausgezeichnet worden.
Ana Pombo
Ana Pombo, die Leiterin der Arbeitsgruppe „Epigenetische Regulation und Chromatinstruktur“ am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Center (MDC-BIMSB), erhielt für ihre Forschung erst kürzlich den Leibniz-Preis, der als die höchste wissenschaftliche Auszeichnung hierzulande gilt. Sie entdeckte unter anderem, wie die räumliche Struktur des Genoms die Aktivität unserer Gene – und damit alle möglichen Prozesse im Körper – beeinflusst. Nun erforscht sie, wie äußere Einflüsse diese 3D-Strukturen verändern. Für ihre Ideen erhielt Pombo anfangs viel Gegenwind. Doch sie ließ sich nicht beirren, machte einfach weiter und überzeugte schließlich all ihre Kritiker.
Text: Anke Brodmerkel
Weiterführende Informationen
Die 100 wichtigsten Köpfe der Berliner Wissenschaft 2025